Im Touristenbuch „Der Weissensee in Kärnten“ 1897 von Lehrer Adolf Lerch und Förster Karl Schwab steht überraschend zu lesen:
„auch geht, die übrigens unverbürgte Sage, daß, bevor man Oberdorf erreicht, rechts von der Straße, dort, wo sich der erste Nadelholzbestand befindet, eine feste Warte oder Burg gestanden habe, von der vor nicht gar langer Zeit noch Mauerreste zu sehen gewesen sein sollen.“
Dann begeben wir uns auf Spurensuche. Die ersten Ansiedlungen am Weissensee Fischer und Jäger. Der Kreuzbergpass ein doch bedeutender Übergang schon im Mittelalter, wie die Verbindung zum italienischen Kloster Moggio zeigt, das einen Fischzehent am Weißensee besaß. Auch das Gut Greifenberg mit seiner Mautstelle lag an einem verkehrswichtigen Punkt.
Dr. Werner Knapp, Architekt, Dozent an der Universität Graz, veröffentlichte einige interessante Arbeiten zur Burgenkunde in Oberkärnten, schrieb in seinem Buch „O du lieber Weissensee“:
Das dichter gedrängte Oberdorf mag, seiner Form als Straßendorf entsprechend, im hohen Mittelalter angelegt worden sein, vielleicht von den Grafen von Görz als Herren im Lurngau und Pustertal.
Betrachtet man sich die Vulgarnamen genauer, findet man doch Erstaunliches:
Oberdorf 3 vlg Purker früher in Kirchenbüchern Burger, Burgger
Oberdorf 7 vlg Voitmann, klingt wie Vogtmann, Vogt ein höherer Beamter, Richter
Oberdorf 10 vlg Plattner, ein Plattner gehörte früher als Beruf den Waffenschmieden an, im Hause Plattner wird im Seelenstandsregister 1850 als Inwohner noch der Schmied Friesinger angeführt
Oberdorf 16 vlg Garz, Gartz slawischer Herkunft bedeutet Burg, Burgsiedlung, Verteidigungsanlage
Vulgarnamen entstanden viel früher als Schreibnamen, sie beschrieben entweder die Lage des Hofes, den Beruf, den Vornamen oder Charaktereigenschaften. Vulgarnamen haben sich kaum verändert.
Doch eine Burg in Oberdorf? Da würde man wohl graben müssen.
Dr. Werner Knapp hat in seinen wissenschaftlichen Arbeiten das obere Drautal genau untersucht und in seinen Arbeiten findet sich kein Hinweis auf eine Burg. Denkbar wäre natürlich ein befestigter Hof, eine Verteidigungsanlage. Am Dorfanfang eine sinnvolle Sache, wie die Angriffe in der Franzosenzeit zeigen. Aber das ist eine andere Geschichte…….
©Heidi Fian
Quelle: Michael Skihar - Alte Ansichten vom Weißensee in Kärnten